Wenn Du schon lange gegen ein Suchtverhalten kämpfst, kennst Du wahrscheinlich den Rückfallzyklus: Du nimmst Dir fest vor, aufzuhören, gibst Dir größte Mühe – und wirst doch früher oder später rückfällig.
Danach fragst Du Dich frustriert: "Warum habe ich es schon wieder getan? Ich wollte doch aufhören!"
Nach unzähligen Runden in diesem Kreislauf ist es vielleicht an der Zeit, eine unbequeme, aber ehrliche Frage zu stellen: Willst Du wirklich aufhören?
Das klingt im ersten Moment hart und widersprüchlich.
Aber genau diese Frage kann der Beginn eines echten Durchbruchs sein!
Das süchtige Selbst und das nüchterne Selbst
Viele Betroffene erleben in sich zwei Anteile.
Es gibt den nüchternen Teil, der wirklich aufhören will – und das süchtige Selbst, das daran überhaupt kein Interesse hat.
Wenn der süchtige Anteil die Kontrolle übernimmt, kommt es zum Rückfall.
Dieses Modell der "mehreren Ichs" kann Dir helfen, Dein Verhalten besser zu verstehen.
Es zeigt, dass Rückfälle nicht bloß ein Mangel an Willenskraft sind, sondern Ausdruck eines inneren Konflikts zwischen verschiedenen Teilen Deiner Persönlichkeit.
Sucht als Bewältigungsmechanismus
Sucht ist meist ein Versuch, mit Schmerz, Stress oder unangenehmen Gefühlen umzugehen. Sie ist ein Bewältigungsmechanismus.
Wenn Du rückfällig wirst, hat das süchtige Selbst das Bedürfnis, Dich zu beruhigen oder abzulenken – und das ist, rational betrachtet, vollkommen verständlich.
In diesem Moment erscheint der Konsum als die beste Option: Du willst Dich gut fühlen, willst den Schmerz vermeiden.
Kurzfristig ist das logisch. Langfristig jedoch führt es dazu, dass Du Dich immer wieder im Kreis drehst.
Der Trugschluss der reinen Willenskraft
Viele Menschen glauben, sie hätten "alles versucht", nur weil sie sich mit aller Kraft bemühen, durchzuhalten.
Doch Willenskraft allein reicht selten.
Sobald Stress, Einsamkeit oder andere Auslöser auftauchen, bricht der Vorsatz zusammen.
Wenn Du ehrlich hinsiehst, wirst Du vielleicht erkennen: Du hast Dich vor allem auf Anstrengung verlassen, aber kaum echte Strategien entwickelt, um mit Deiner Sucht umzugehen.
Mach Dir selbst nichts mehr vor
Der erste Schritt zu echter Veränderung besteht darin, die Illusion loszulassen.
Sei ehrlich zu Dir: Willst Du wirklich aufhören, oder willst Du lieber den Kampf fortführen, ohne loszulassen?
Oft wählen Menschen unbewusst den Schmerz des Scheiterns, weil sie Angst vor dem loslassen haben.
Diese ehrliche Einsicht kann schmerzhaft sein, aber sie ist ungeheuer befreiend.
Erst, wenn Du offen zugibst: "Eigentlich will ich noch nicht wirklich aufhören", öffnet sich der Raum dafür, wirklich etwas zu verändern.
Du musst etwas mehr wollen
Um Sucht zu überwinden, musst Du etwas finden, das Dir wichtiger ist als der kurzfristige Rausch.
Bei vielen Menschen geschieht dieser Wendepunkt erst, wenn die negativen Folgen zu groß werden:
- gesundheitliche Probleme
- zerbrochene Beziehungen
- Scham
- Verlust von Lebensfreude
Doch es gibt einen anderen Weg: Bewusstheit statt Schmerz.
Wenn Du erkennst, was Du wirklich suchst, kannst Du anfangen, das auf gesunde Weise zu bekommen – ohne Suchtverhalten.
Mein persönlicher Aha-Moment
Als ich selbst exzessiv Pornos konsumierte, erkannte ich irgendwann, dass ich in einem Verhalten festhing, das sich wie eine endlose Suche anfühlte.
Ich öffnete Clip um Clip, Tab um Tab, und fand doch nie, was ich wirklich suchte.
Ich begann zu schreiben und mir ehrlich die Frage zu stellen: Was will ich eigentlich?
So entdeckte ich tiefere Sehnsüchte hinter dem Verhalten – den Wunsch, mich begehrt zu fühlen, und gleichzeitig das Bedürfnis, mein eigenes Verlangen in Sicherheit ausdrücken zu dürfen.
Diese Bedürfnisse sind menschlich und nachvollziehbar.
Doch Pornos gaben mir nur eine Illusion davon – niemals echte Befriedigung.
Die Illusion der Sicherheit
Für viele Männer ist der Ausdruck von Verlangen mit Scham oder Angst verbunden.
In einer Welt, in der männliches Begehren oft kritisiert oder sogar verspottet wird, erscheint der Rückzug in die Pornowelt sicherer.
In dieser Scheinwelt brauchst Du keine Ablehnung zu fürchten.
Doch genau das ist das Problem: Sie bietet nur eine Illusion von Nähe, nicht die Realität.
Und gerade diese Unwirklichkeit sorgt dafür, dass der "Hungergeist" immer weitersucht – ohne je satt zu werden.
Bewusstheit verändert alles
Je klarer mir wurde, was ich eigentlich suchte, desto sinnloser erschien mir der Versuch, das durch Pornos zu bekommen.
Pornos bieten nur visuelle Stimulation, aber keine echte Verbindung.
Wenn ich wirklich will, dass mein Verlangen willkommen ist und ich Lust auf sichere, authentische Weise teilen kann, dann kann das nur in der realen Welt geschehen.
Diese Erkenntnis hat meine Motivation verändert: Ich wollte plötzlich etwas anderes mehr – echte Nähe.
Damit fiel es mir leichter, auf etwas zu verzichten, das mir ohnehin nie geben konnte, was ich wirklich wollte.
Die Frage, die alles verändert
Wenn Du diesen Kreislauf beenden willst, lade ich Dich ein, Dich zwei Dinge zu fragen:
- Ist es möglich, dass Du bisher nicht aufgehört hast, weil ein Teil von Dir gar nicht will?
- Was könntest Du entdecken, das Du mehr willst, als weiterhin süchtig zu sein?
Diese ehrliche Selbstreflexion ist der erste Schritt zur Freiheit.
Was zählt, ist, dass Du beginnst, ehrlich hinzusehen – und zu erkennen, was Du wirklich willst.
Hast Du Fragen dazu?
Stell sie mir gerne unten im Kommentarbereich.
Ich freue mich, von Dir zu hören und Dir zu helfen.
